„Wirtschaft anders denken“  vom 27.9.-1.10. 2010

Neun Schüler unserer Oberstufe besuchten eine Woche lang die Ismaninger Waldorfschule, um dort an der Wirtschaftswoche teilzunehmen. Die Wirtschaftswoche mit dem Titel "Wirtschaft anders denken" wurde eingeführt, um den Schülern die aktuelle Wirtschaftslage, aber auch grundlegende Dinge über Politik, Globalisierung, Wirtschaft und den Klimawandel näher zu bringen und dadurch Interesse zu wecken. Neben Grundkursen, die jeden Morgen stattfanden, und in denen wir täglich ein anderes Thema behandelten, hatten wir von 10:30 Uhr bis 15:00 Uhr die Möglichkeit Workshops zu besuchen. Es gab eine sich täglich ändernde, große Auswahl an Workshops, in denen Themen behandelt wurden wie: "Wirtschafts- und Finanzkrise", "Das REGIO- Geld", "Identität und Initiative", "Unternehmensgründung", „Soziale Dreigliederung“ und noch viele mehr. Wir wählten jeden Tag neue Workshops aus, die von Professoren und Referenten aus ganz Deutschland geleitet wurden. Obwohl mir jeder Workshop auf andere Weise gefiel, möchte ich auf einen eingehen, der mich am meisten beeindruckte: „Wirtschaft ohne Wachstum - Kann eine Wirtschaft ohne Wachstum in der Zukunft funktionieren und würde sie Sinn machen?"
Die Wirtschaft, die nicht auf erneuerbarer Energieversorgung basiert, und dadurch nur negative Auswirkungen auf den Klimawandel hat, sollte nicht mehr weiter wachsen, also eine „Wirtschaft ohne Wachstum“ sein. Wir stellten uns die Frage, was jeder einzelne Mensch dazu beitragen kann, dass dieses „negative“ Wirtschaftswachstum, das schwere Folge für die Umwelt mit sich bringt, verringert werden kann, und sich zum „positiven“ wandelt. Der Professor von der Universität Oldenburg erklärte uns eine Theorie über die CO2-Ausstoß-Reduzierung, die von Umweltforschern aufgestellt wurde, und durch die man sozusagen gezwungen wäre, etwas für die Umwelt zu tun: Jeder Mensch auf der ganzen Welt hätte eine Art CO2-Emissions-Konto auf das er jährlich nur 2,7 Tonnen CO2 laden dürfte. Diese Berechnung ist erschreckend, wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Amerikaner 16 und ein Deutscher 10 Tonnen CO2 jährlich ausstößt oder verbraucht, ein Afrikaner aus Burkina Faso beispielweise jedoch nur 0,1 Tonnen jährlich. In dieser Rechnung sind alle Tätigkeiten der Menschen die direkt (durch Auto, Flugzeug etc.) CO2 ausstoßen, mit eingerechnet. Ebenso sind der Verbrauch und der Konsum der Menschen, die indirekt (durch Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport etc.) CO2 ausstoßen, mit eingerechnet. Das hieße, dass alle Entwicklungsländer und Dritte -Welt -Länder, die bisher unter dieser Emissionsgrenze von 2,7 Tonnen pro Person und Jahr liegen, die Möglichkeit hätten, wirtschaftlich noch weiter zu wachsen und sich zu entwickeln, wohingegen die Länder die sich weit über dieser Grenze befinden, sich extrem einschränken, und auf erneuerbare Energien umstellen müssten.
Es könnte jedoch CO2-Emissions-Handel betrieben werden, d.h. Staaten, die mehr CO2-Ausstoß haben, könnten anderen Staaten die nicht in Anspruch genommenen Emissionsrechte abkaufen. Das würde für die kaufenden Staaten jedoch große finanzielle Belastungen mit sich bringen, so dass sie große Veränderungen durchführen müssten und Wirtschaft anders denken müssten.
Würde diese Theorie einmal in die Realität umgesetzt werden, würde die globale Erderwärmung nicht mehr weiter fortschreiten, so wie sie es momentan tut. Der Professor unseres Workshops war von dieser Theorie überzeugt, und stand, trotz Zweifel von Schülerseite über die Umsetzungsfähigkeit dieser Theorie, voll und ganz hinter dem, was er uns erklärt hat und uns versucht hat näher zu bringen.

Hanna Wedekind, 12. Klasse, Rudolf-Steiner-Schule Schwabing